Nach dreijähriger Pause fand am ersten Samstag im Februar wieder das traditionelle „Frankfurter Gespräch“ statt. Veranstalter war der „Arbeitskreis Luftraum Frankfurt“ (ALF) und etwas mehr als 80 Teilnehmer besuchten die Veranstaltung, für die die Akademische Fliegergruppe Frankfurt wieder als hervorragende Gastgeber auftrat. Den Teilnehmern aus drei Landesverbänden (Hessen, Bayern und Rheinland-Pfalz), wurde vom Veranstalter Thomas Liebert eine interessante Agenda geboten, in der auch drei Repräsentanten der Deutschen Flugsicherung DFS mit Vorträgen Beiträge leisteten. Der Schwerpunkt dieser Veranstaltungsreihe ist immer das Thema Luftraum. So gab es außer den lokalen Themen auch einen Überblick über die bundesweite Entwicklung der Luftraumsituation. Dies wurde beispielhaft dargestellt von Thomas Liebert, der nicht nur Sprecher des ALFs ist, sondern auch in seiner Funktion als Regionalvertreter Mitte und Vorsitzender des DSV Ausschuss Unterer Luftraum in der jährlichen Luftraumabstimmung mit der DFS und dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) an der bundesweiten Luftraumplanung mitwirkt.
Das Schwerpunktthema an sich ist die Veränderung des Frankfurter Luftraums , wie wir sie ab dem 21.März 2024 in der neuen ICAO Karte sehen werden. Der Frankfurter Luftraum überspannt nicht nur die drei o.g. Bundesländer, sonders ist auch anerkannt kompliziert und sensibel.
Hierzu hatte der DFS Mitarbeiter aus dem Bereich Safety Management Tower Frankfurt einen sehr interessanten Vortrag vorbereitet. Da die Gestaltung des inneren Bereichs des Frankfurter Luftraums noch aus den 50er Jahren stammte und auch nicht den sonst üblichen Kontrollzonen entsprach, war hier seit längerer Zeit schon Handlungsbedarf. Außerdem waren Konflikte mit den über der Großstadt Frankfurt und der stetig gewachsenen Skyline geltenden Sicherheitsmindesthöhen beim Überfliegen der Stadt vorprogrammiert. Maßnahmen des Regierungspräsidiums Darmstadt und das Ahnden von Verstößen waren die Folge. Diese Konflikte können nun umgangen werden, indem die Kontrollzone um 1.000 ft. angehoben wird und eine ringförmige Umwandlung des Luftraums C für den Bereich 1.500 bis 2.500 ft. in Luftraum D (nicht CTR) erfolgt. Siehe Bilder vorher/nachher, Änderungen der seitlichen Grenzen wird es nicht geben.
Wie anschließend von einem DFS Mitarbeiter aus dem Bereich Luftraum und Verfahren DFS Langen dargestellt, wird es wegen der Zunahme des IFR Aufkommens eine Erhöhung des Eckwertes der Starts und Landungen pro Stunde von 94 auf 104 geben. Darum ist eine erneute (siehe 2020) Absenkung des Luftraums C im nordwestlichen Bereich um Stromberg von Flugfläche 65 auf 4.500 ft. AMSL - so beantragt durch die DFS - aus betrieblichen Gründen erforderlich. Da dies im Übergangsbereich vom Taunus in den Hunsrück liegt, gab es sehr starken Widerstand seitens der Luftsportler. Das Ministerium entschied sich nach genauer Abwägung, diese Maßnahme jetzt einzuführen, im laufenden Jahr aber die Notwendigkeit sehr genau zu überprüfen.
Eine Folge der Luftraum C Änderung wird die Wiedereinführung eines Segelflugsektors Stromberg verwaltet vom Koordinator Mainz sein. Da der Luftraum nur bei Betrieb der Landerichtung 07 und bei dichtem Verkehr benötigt wird, ist mit einer Öffnung des Sektors mindestens bei 25 Betrieb zu planen.
Im Folgenden wurden auch die Statistiken zu der letztjährigen Öffnung der Segelflugsektoren vorgestellt. Das Verfahren verlief reibungslos und die Freigabepraxis seitens der DFS war im Jahresrückblick von allen Koordinatoren gelobt worden.
Weitere Änderungen in unserem Nahbereich gibt es auch bei den militärischen ED-R 116 Baumholder und 134 Wildflecken, die wir in Zukunft mit anderer räumlicher Ausdehnung zu beachten haben.
Als weitere wichtige Neuerung in einem komplexen Thema stellte Thomas Liebert die Einführung einer neuen Verwaltungsvorschrift vor. Der bisherige „Luftraumkriterienkatalog“ des BMDV wurde am 18.1.2024 durch den neuen „Leitfaden zur Luftraumplanung in Deutschland“ ersetzt. Hierzu hatte das Ministerium 2020 eine Arbeitsgruppe eingesetzt. In mehr als 50 Sitzungen wurde die neue Vorschrift erarbeitet und dabei flossen nicht nur die guten Erfahrungen des existierenden Luftraumkriterienkatalogs ein, es wurden auch Änderungen von gesetzlichen Vorschriften, neue Luftraummodule und insbesondere der Ablauf der Luftraumplanung definiert. Die langjährige Erfahrung des DSV Luftraumteams hat bei der Mitwirkung eine entscheidende Rolle gespielt und so konnte ein klarer Ablaufplan für die Beantragung, Einführung, Änderung oder Abschaffung von Lufträumen, sowie das Monitoring und die Evaluierung der Maßnahmen geschaffen werden. Ein Projekt, in dem die gute Zusammenarbeit zwischen den Luftraumnutzern (Luftsport, Allgemeine und Kommerzielle Luftfahrt, Flugsicherungsdiensten) und den Entscheidern im Ministerium zum Ausdruck kommt. Wichtig ist für uns Luftsportler, dass wir als gleichberechtigte Partner im Luftraum anerkannt werden.
Mit einem Dank an die gastgebende Akaflieg Frankfurt, an die Vertreter der DFS und an das interessierte Publikum und auch mit guten Wünschen für eine konfliktfreie Saison 2024 endete die Veranstaltung.
Thomas Liebert
Sprecher Arbeitskreis Luftraum Frankfurt und AUL-L Regionalvertreter Mitte